IHK-Standortumfrage 2025 Oberbayern
Wirtschaftsstandort Oberbayern erhält bereits zum vierten Mal die Gesamtnote "gut" und bleibt attraktiv
Nach den Jahren der Corona-Pandemie und den weiterhin spürbaren wirtschaftlichen Herausforderungen stellt sich die Frage, wie zufrieden die Unternehmen mit dem Wirtschaftsstandort Oberbayern sind. Mit der IHK-Standortumfrage misst die IHK für München und Oberbayern bereits zum fünften Mal die Standortzufriedenheit der oberbayerischen Unternehmen. Trotz der angespannten Rahmenbedingungen bewerten die Unternehmen den Regierungsbezirk Oberbayern bereits zum vierten Mal mit der Gesamtnote 2,0. Oberbayern bleibt damit im nationalen Vergleich ein attraktiver Standort. Vier von fünf der Unternehmen bewerten den Standort als „sehr gut“ oder „gut“. Noch einmal für Oberbayern würden sich 83 Prozent der ansässigen Unternehmen entscheiden. Knapp 30 Prozent sehen allerdings ihre Entwicklung durch Standortmängel beeinträchtigt.
Doch wie beurteilen die hiesigen Unternehmen die harten Standortfaktoren, wie die Infrastruktur oder weiche Standortfaktoren, wie die Unternehmensfreundlichkeit? Anhand von 49 Standortfaktoren ermittelt die IHK für München und Oberbayern die regionalen Stärken und Defizite.
Wie bewerten die Unternehmen den Wirtschaftsstandort?
- Bereits zum vierten Mal erhält der Wirtschaftsstandort Oberbayern die Gesamtnote 2,0 und wird damit von den Unternehmern erneut als Top-Standort ausgezeichnet.
- Auffallend ist die verhaltene Erweiterungs- und Investitionsbereitschaft der oberbayerischen Betriebe in den letzten drei Jahren. So sinkt diese von 20,7 % (2023) auf 17,4 %. Die Standortverkleinerungen haben sich von 11,2 % (2023) auf 12,0 % leicht erhöht.
- Die Unternehmen äußern sich für die nächsten drei Jahre weiterhin, wie schon 2023, verhalten. So sinkt ihre Investitions- bzw. Erweiterungsbereitschaft im Vergleich zu 2023 von 17,2 % auf 15,4 %.
Welche sind die größten Stärken Oberbayerns?
- Eine hohe Zufriedenheit herrscht, wie auch schon 2023, bei den Standortfaktoren Anbindung an das regionale Straßennetz (1,9), Energieversorgung (2,0) und Anbindung an das Fernstraßennetz (2,1)
- Wie bereits 2023 sehen die oberbayerischen Firmen die Stärken in der Energieversorgung und der guten Anbindung an das regionale Straßennetz. Ebenso zählt zu den Stärken Oberbayerns die medizinische Versorgung.
Wo gibt es Handlungsbedarf am Wirtschaftsstandort Oberbayern?
- Die Kriterien der bürokratiearmen Verwaltung und der Unternehmensfreundlichkeit (3,6), das Wohnraumangebot (3,6) sowie die alternativen Mobilitätsangebote (z. B. Sharing-Modelle) (3,6) werden von den Unternehmen am schlechtesten bewertet.
- Handlungsbedarf am Standort Oberbayern gibt es zum vierten Mal in Folge bei dem Kriterium bürokratiearme Verwaltung/Unternehmensfreundlichkeit.
- Des Weiteren identifizieren die Betriebe das mangelnde Wohnraumangebot als dringendes Handlungsfeld. Die hohen Gewerbe- und Grundsteuern am Standort sehen die Unternehmen im Hinblick auf fortdauernde Wettbewerbsfähigkeit problematisch.
Was ist am Wirtschaftsstandort Oberbayern zu tun?
Damit Oberbayern auch künftig ein attraktiver Wirtschaftsstandort für Unternehmen bleibt, sind gezielte Maßnahmen erforderlich. Vor allem müssen Bürokratie und administrative Hürden in der Verwaltung spürbar abgebaut und Planungs- und Genehmigungsverfahren effizienter gestaltet werden. Gleichzeitig braucht es mehr bezahlbaren Wohnraum, um dringend benötigte Fachkräfte gewinnen und halten zu können. Auch eine bessere Mobilität, etwa durch den Ausbau von Sharing-Modellen und flexiblen Verkehrslösungen, ist entscheidend.
Die IHK für München und Oberbayern empfiehlt daher, den Standort durch folgende Schwerpunkte zu stärken:
Bürokratie in den Verwaltungen abbauen
- Eine bürokratiearme Verwaltung bringt nicht nur Zeit- und Kostenersparnisse für die Unternehmen und die Verwaltungen selbst, sondern fördert auch die Kooperation der ansässigen Betriebe mit den örtlichen Verwaltungen.
- In einer agilen Wirtschaft müssen insbesondere Genehmigungsverfahren zügig und vollständig digital abgewickelt werden.
- Eine ermöglichende Verwaltung orientiert sich an den Belangen der Nutzer und unterstützt v. a. die Unternehmen als Poweruser bei der Erledigung ihrer Verwaltungsvorgänge.
- Die Dienstleistungs-/Servicementalität muss ebenso gefördert werden, um den Wirtschaftsstandort Oberbayern weiter zu stärken.
Bezahlbaren Wohnraum bereitstellen
- Wohnraumangebot ist Standortfaktor: Mehr Wohnungsangebot ist eine zentrale Voraussetzung für den Gewinn und die Bindung von Arbeitskräften, auch im Kontext der Zuwanderung ausländischer Fachkräfte, und entscheidet über die Wettbewerbsfähigkeit von Unternehmen.
- Es müssen dringend Maßnahmen für den Ausbau von bezahlbarem Wohnraum am Wirtschaftsstandort Oberbayern ergriffen werden, um die Nachteile für Unternehmen und deren Mitarbeitende zu minimieren.
Planungs- und Genehmigungsverfahren optimieren
- Langwierige Planungs- und Genehmigungsverfahren erhöhen die Baukosten und die Planungsunsicherheit.
- Die Beratungsleistungen sollen bei den Bauaufsichtsbehörden gebündelt, ausgeweitet und sichergestellt werden. Auch die serviceorientierte Erreichbarkeit der Behörden muss verbessert werden.
- Nutzerfreundliche, standardisierte Digitalisierung von Planungs- und Genehmigungsprozessen ausbauen (z. B. Aufbau eines kommunalen, digitalen Zwillings und Nutzung von BIM).
Verfügbarkeit von Arbeitskräften sicherstellen
- Besonders der Mangel an beruflich qualifizierten Fachkräften stellt die Betriebe in Oberbayern vor Herausforderungen und gefährdet die wirtschaftliche Entwicklung der Unternehmen.
- Um Produktion und Dienstleistungen sicherzustellen und die Unternehmen weiterhin wettbewerbsfähig zu halten, ist dem Fachkräftemangel unbedingt mit geeigneten Maßnahmen wie der Förderung von Beschäftigung von Arbeitskräften aus dem Ausland oder der Stärkung der Verfügbarkeit bedarfsgerechter Weiterbildungsangebote vor Ort entgegenzuwirken.
Mobilitätsangebot verbessern
- Zur besseren verkehrlichen Anbindung der Unternehmensstandorte für Berufspendler muss das ÖPNV-Angebot in Oberbayern verbessert und mit Hilfe multimodaler Knotenpunkte und alternativer Mobilitätsangebote für die erste bzw. letzte Meile (z. B. Car-Sharing, Bike-Sharing) flexibler gestaltet werden. So können die verschiedenen Verkehrsmittel besser miteinander kombiniert werden und ihre jeweiligen Vorteile besser ausspielen. Nicht zuletzt wird dadurch ein Anreiz zum Umstieg auf Bus und Bahn gesetzt.
- Den Kommunen und Landkreisen kommt beim Aufbau öffentlich zugänglicher Ladeinfrastruktur eine Schlüsselrolle zu. Insbesondere ist dabei auf die Erstellung ganzheitlicher Ladeinfrastrukturkonzepte auf der Basis zuvor ermittelter Bedarfe und Potenziale sowie die Steuerung des Aufbaus vor Ort, z. B. über das Verfügbarmachen von öffentlichen Flächen für die Ladeinfrastruktur, zu achten.
Alle Ergebnisse der Regionen und Branchen finden Sie auf der Webseite der IHK München und Oberbayern.
