Silberstreif am Horizont

Die mainfränkische Wirtschaft atmet auf und löst sich langsam aus der von den hohen Energiepreisen ausgelösten Schockstarre. Die befürchteten Versorgungsengpässe bei Strom und Gas konnten dank intensiver Sparanstrengungen sowie der milden Witterung vermieden werden, zudem erhielt die Wirtschaft durch die Strom- und Gaspreisbremse eine gewisse Planungssicherheit. Der IHK-Konjunkturklimaindikator, der die Beurteilungen der aktuellen und zukünftigen Geschäftslage in einem Wert zusammenfasst, steigt im Vergleich zur Vorbefragung um 25 Zähler deutlich auf nun 110 Punkte.

Ein Blick ins Detail: Die Geschäftslage beurteilen 43 Prozent der Unternehmen als gut, zehn Prozent äußern sich negativ. Der Saldo klettert gegenüber der Vorbefragung um 13 Zähler nach oben und erreicht mit 33 Punkten etwa das Niveau zu Jahresbeginn 2022. Die Unternehmen berichten von einer höheren Nachfrage aus dem Inland, wohingegen die exportorientierte Industrie lediglich stabile Orders aus dem Ausland ausweist. Zuwächse konnten in den Märkten der Eurozone, Nordamerikas und des asiatisch-pazifischen Raumes verzeichnet werden, das Chinageschäft hat hingegen deutlich nachgelassen. Die insgesamt positiven Lageurteile der mainfränkischen Wirtschaft dürfen jedoch nicht darüber hinwegtäuschen, dass viele Betriebe - insbesondere die energieintensive Industrie - nach wie vor unter den im internationalen Vergleich hohen Energiepreisen leiden. Für 70 Prozent der Unternehmen gelten die Energie- und Rohstoffpreise als großes Geschäftsrisiko, genau wie der Fachkräftemangel, der mittlerweile in allen Branchen einen limitierenden Faktor darstellt. Der Ausblick auf die Geschäfte im Jahr 2023 fällt branchenübergreifend weniger trüb aus als im Herbst, ist aber keinesfalls frei von Risiken. Rund jeder fünfte Betrieb (19 Prozent) rechnet mit einem Anziehen der Geschäftstätigkeit, während etwa jeder Vierte (27 Prozent) Einbußen erwartet. Der Saldo erreicht mit minus acht Punkten im Vergleich zur Vorbefragung ein deutlich besseres Niveau (Herbst 2022: -39 Punkte), bleibt aber im negativen Bereich. Nennenswerte Wachstumsimpulse werden weder aus dem In- noch Ausland erwartet, vielmehr planen die mainfränkischen Unternehmen mit einer stabilen Nachfrage. Die Investitionsabsichten hellen sich auf, bleiben mit einem Saldo von zehn Punkten aber auf niedrigem Niveau. Wesentliches Investitionsmotiv ist neben der Ersatzbeschaffung der Umweltschutz. Ebenfalls stabil bleibt die Einstellungsbereitschaft der Unternehmen.

Fazit: Entspannung, aber noch lange keine Entwarnung. Hohe Inflationsraten, sinkende Realeinkommen und eine sich abkühlende Weltkonjunktur dürften die mainfränkische Witschaft im Jahr 2023 ausbremsen. Darüber hinaus belasten die nach wie vor hohen Energiepreise sowie der sich zuspitzende Fachkräftemangel die Unternehmen zusätzlich.