Konjunkturelle Flaute hält an

Führende Wirtschaftsforschungsinstitute erwarten, dass die deutsche Wirtschaft das Jahr eher mit einer roten als mit einer schwarzen Null abschließen wird - und diesem Trend kann sich auch die mainfränkische Wirtschaft nicht entziehen. So sinkt der IHK-Konjunkturklimaindex, das Stimmungsbarometer der mainfränkischen Wirtschaft, auf 97 Punkte (Frühjahr: 102 Punkte) und unterschreitet somit die Wachstumsschwelle von 100 Punkten. Die aktuelle Schwäche der Wirtschaft ist dabei nicht nur auf konjunkturelle, sondern auch auf strukturelle Gründe zurückzuführen. Insbesondere die Industrie befindet sich in einem Spannungsfeld aus wenig wettbewerbsfähigen Energiepreisen, Anpassungsdruck im Zuge der Dekarbonisierung und zunehmender Konkurrenz, v.a. aus China. Eine klare Strategie der Politik, den Standort Deutschland fit für die Zukunft zu machen, fehlt. Ankündigungen von Personalabbau, geopolitische Konflikte und Kriege sowie die bevorstehende US-Wahl belasten zusätzlich. Das spüren sowohl die privaten Haushalte, die ihr Einkommen eher sparen, als es für Konsumzwecke auzugeben, als auch die gesamte Wirtschaft. Wie der Economic Policy Uncertainty Index zeigt, ist die wirtschaftliche Verunsicherung in Deutschland im internationalen Vergleich seit 2021 besonders hoch.

Ein Blick ins Detail: Die Bewertung der aktuellen Geschäftslage hat sich gegenüber der Vorbefragung deutlich verschlechtert und liegt per Saldo mit drei Punkten nur noch leicht im positiven Bereich. Abgesehen vom Frühjahr 2020, dem Beginn der Corona-Pandemie, wurde die Geschäftslage zuletzt im Jahr 2010 so schlecht bewertet. Der verhaltene Konsum sowie rückläufige Auftragszahlen aus dem In- und Ausland hinterlassen ihre Spuren. Dies schlägt sich deutlich in der Kapazitätsauslastung nieder, die per Saldo leicht ins Negative dreht und mit minus einem Punkt den niedrigsten Stand seit Herbst 2020 erreicht. Auch der Blick auf die Geschäftsentwicklung in den kommenden zwölf Monaten macht wenig Hoffnung auf eine schnelle Kehrtwende, der Wirtschaft fehlen klare, zukunftsweisende und verlässliche Wachstumsimpulse. So erwarten 56 Prozent der Unternehmen künftig ähnliche Geschäfte wie zuletzt, die Pessimisten (26 Prozent) überwiegen die Optimisten (18 Prozent) weiterhin. Impulse aus dem In- und Ausland werden auch in den nächsten Monaten nicht erwartet. Insgesamt bieten die derzeitigen Rahmenbedingungen keinen Nährboden für Investitionen, die aber mit Blick auf die vielfältigen Herausforderungen - Digitalisierung, Dekarbonisierung, Klimaneutralität - von enormer Bedeutung für die Zukunftsfähigkeit des Standorts wären. Zwar möchte jeder fünfte Betrieb die Investitionsausgaben steigern, jeder Vierte aber reduzieren und 19 Prozent planen, gar nicht zu investieren. Auch die Einstellungsbereitschaft fällt restriktiv aus, nur jeder Zehnte möchte künftig mehr Personal einstellen, 30 Prozent rechnen hingegen mit einer geringeren Belegschaftsgröße. Von Letzteren planen zwei Drittel, Personal abzubauen, ein Drittel kann offene Stellen aufgrund des Arbeits- und Fachkräftemangels nicht besetzen.

Die vollständigen Ergebnisse der IHK-Konjunkturanalyse Mainfranken - Herbst 2024 finden Sie inklusive einer ausführlichen Branchenauswertung unter www.wuerzburg.ihk.de/konjunktur.