Regionale Wirtschaft in stabiler Seitenlage
„Die mainfränkische Wirtschaft kommt derzeit nicht wirklich vom Fleck. Die Stimmung hebt sich zwar etwas, doch von einer echten konjunkturellen Trendwende kann derzeit keine Rede sein“, erklärt IHK-Konjunkturreferentin Elena Fürst. Fehlende Impulse auf der Nachfrageseite, eine unstete Wirtschaftspolitik, geopolitische Konflikte oder ungelöste Strukturprobleme: Die Liste an Herausforderungen, mit denen sich die regionale Wirtschaft konfrontiert sieht, ist lang. „Die mainfränkische Wirtschaft hat sich zwar stabilisiert und die die Talfahrt scheint gestoppt. Doch der Weg zurück auf den konjunkturellen Wachstumspfad ist lang und steinig“, so Fürst weiter.
Ein Blick ins Detail: Acht von zehn Unternehmen bewerten ihre aktuelle Geschäftslage als gut (30 Prozent) oder befriedigend (53 Prozent), knapp jedes fünfte Unternehmen ist unzufrieden. Der Saldo steigt von zehn Punkten zum Jahresauftakt auf nun 13 Punkte. Branchenspezifisch zeigen sich jedoch unterschiedliche Tendenzen: „Das Dienstleistungsgewerbe präsentiert sich einmal mehr als konjunkturelles Zugpferd in Mainfranken, hier hat sich die Geschäftslage weiter verbessert.“ Ein anderes Bild zeige sich beim Handel – insbesondere beim Großhandel – sowie bei der Industrie, so die IHK-Konjunkturexpertin. Aktuell vermelden die regionalen Unternehmen weder vom Inlands- noch vom Auslandsgeschäft nennenswerte Wachstumsimpulse. Und das hat Folgen für die Kapazitätsauslastung: Jedes vierte Unternehmen gibt an, derzeit nicht ausreichend ausgelastet zu sein. Noch vor einem Jahr spielte Unterauslastung quasi keine Rolle.
Aussichten verbessert, aber nach wie vor skeptisch
Der Ausblick auf die Geschäfte im weiteren Jahresverlauf bleibt zurückhaltend, auch wenn die regionalen Betriebe nicht mehr ganz so negativ in die Zukunft schauen wie zuletzt. Die Pessimisten (24 Prozent) überwiegen gegenüber den Optimisten (17 Prozent), sodass der Saldo mit minus sieben Punkten im negativen Bereich bleibt. „Gegenüber dem Jahresauftakt verbessern sich die Erwartungsmeldungen per Saldo um vier Zähler, das ist zunächst ein gutes Zeichen“, so Fürst. Nachfrageseitig erwarten die Unternehmen aber auch in den kommenden Monaten kaum Wachstumsimpulse aus dem In- und Ausland. „Die Firmen sind skeptisch, ob sich die deutlich niedrigeren Inflationsraten sowie die oftmals hohen Lohn- und Tarifabschlüsse in den nächsten Monaten wirklich positiv auf die Konsumbereitschaft der Bevölkerung auswirken“, erläutert die IHK-Referentin. Gleiches gelte mit Blick auf die Nachfrage aus dem Ausland – aktuellen Prognosen des Internationalen Währungsfonds zufolge dürfte die Weltwirtschaft im weiteren Jahresverlauf um 3,2 Prozent anziehen. „Doch ob sich das zeitnah in den Auftragsbüchern der exportorientierten mainfränkischen Industrie niederschlägt, bleibt abzuwarten. Unsere Exportwirtschaft äußert sich aktuell noch zurückhaltend.“
Nach wie vor kämpft die mainfränkische Wirtschaft gegen vielfältige Störfeuer, auch wenn die Risikobewertung etwas nachgelassen hat. Top-Risiken sind: die wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen, der Fachkräftemangel sowie die Inlandsnachfrage. Darüber hinaus belasten die hohen Energie- und Rohstoffpreise sowie die Entwicklung der Arbeitskosten. „Die Betriebe ächzen aber vor allem unter dem Joch einer unzuverlässigen Wirtschaftspolitik, einer fehlenden Strategie der Politik zur Weiterentwicklung des Wirtschaftsstandorts sowie unter der bürokratischen Belastung“, erläutert Fürst. Mehr als jeder zweite Betrieb werde durch staatliche Bürokratie erheblich belastet, weitere 36 Prozent bestätigten dies in Teilen. Als besonders belastende Aspekte führt die mainfränkische Wirtschaft Nachweis- und Dokumentationspflichten, Berichtspflichten, Gesetzesänderungen sowie Datenschutzvorgaben an.
Investitionsbereitschaft weiter schwach
Dass die weniger pessimistische Stimmung in der mainfränkischen Wirtschaft nicht als echtes Aufbruchssignal gewertet werden kann, zeigt sich auch mit Blick auf die Investitions- und Beschäftigungsplanungen der Betriebe. Mit einem Saldo von einem Punkt liegt die Investitionsbereitschaft auf äußerst niedrigem Niveau. Investitionsmotive sind insbesondere die Ersatzbeschaffung, der Umweltschutz und Rationalisierungen, also überwiegend Gründe, die nicht auf einen raschen Aufschwung schließen lassen. Produktinnovationen oder Kapazitätsausweitungen spielen hingegen aktuell eine untergeordnete Rolle. Darüber hinaus entwickelt sich die Einstellungsbereitschaft immer restriktiver. Zwar plant die Mehrheit von 62 Prozent der Unternehmen, ihre Belegschaftsgröße konstant zu halten. Ein Viertel der Betriebe möchte den Personalbestand jedoch senken, nur rund 13 Prozent denkt über eine Erhöhung nach.