Konjunktur: Bayerisch-Schwäbische Wirtschaft legt den Turbo ein. Ist die Krise wirklich schon vorbei?
Die Wirtschaft in Bayerisch-Schwaben setzt ihren Aufschwung fort und hat das Tempo sogar nochmals erhöht. Der IHK-Konjunkturindex steigt um 14 Punkte auf einen aktuellen Wert von 129. Somit hat die bayerisch-schwäbische Wirtschaft das Vor-Corona-Niveau deutlich übertroffen. Im Herbst 2019, kurz vor der Pandemie, lag der Index noch bei einem Wert von 118. In vielen Branchen sind über den Sommer die weitreichenden staatlichen Beschränkungen aufgrund des zurückgehenden Infektionsgeschehens gefallen. Dies ermöglichte eine Erholung in den betroffenen Bereichen der Wirtschaft. Es bleibt jedoch abzuwarten, ob dieser sehr positive Trend anhält oder ob wie im vergangenen Herbst und Winter eine Gegenbewegung folgt. Nach wie vor dämpfen die Risiken, wie Fachkräftemangel, Energie- und Rohstoffpreise sowie die wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen die Erwartungen.
49 Prozent, und damit knapp die Hälfte aller befragten Unternehmen, bewerten ihre aktuelle Geschäftslage als gut. Dies ist eine Steigerung um sieben Prozentpunkte im Vergleich zu unserer letzten Umfrage im Mai 2021. Lediglich 11 Prozent berichten aktuell von einer schlechten Geschäftslage. Eine deutliche Verbesserung zeigt sich auch bei der Kapazitätsauslastung und der Auftragslage. 43 Prozent der Unternehmen geben an, vollständig ausgelastet zu sein. Von einem gestiegenen Auftragsvolumen im Inland berichten 44 Prozent der Befragten. Mit Blick auf das Auftragsvolumen im Ausland liegt dieser Wert sogar bei 50 Prozent.
Betrachtet man die Entwicklung in den einzelnen Branchen, ergibt sich ein differenzierteres Bild. In der Industrie ist die Stimmung eher verhalten aufgrund der globalen Herausforderungen wie beispielsweise den unterbrochenen Lieferketten. Im Gegensatz dazu hat im Reise- und Gastgewerbe eine bemerkenswerte Erholung stattgefunden. 39 Prozent der befragten Unternehmen dieser Branche bewerten ihre aktuelle Geschäftslage mit „gut“. Im Vergleich: Im Frühjahr 2021 war dies bei keinem einzigen befragten Unternehmen dieser Branche der Fall. Dementsprechend steigt auch der Indexwert für das Reise- und Gastgewerbe um 90 Punkte von 22 auf 112.
Eine deutliche Mehrheit der Unternehmerinnen und Unternehmer berichtet, dass ihre Verkaufspreise in den nächsten Monaten steigen werden. Dieser Trend ist über alle Branchen hinweg zu beobachten. Ein Grund für diese Entwicklung ist erneut die Material- und Lieferkettenproblematik und die deswegen steigenden Preise bei der Beschaffung von Vorprodukten, die nun an Kunden weitergegeben werden müssen. Die Erwartungen der Unternehmen stehen im Einklang mit den Inflationsprognosen.
Wie geht es insgesamt weiter? Die Unternehmen zeigen sich verhalten. 56 Prozent aller befragten Unternehmerinnen und Unternehmer erwarten keine Veränderung ihrer Geschäftslage in den nächsten Monaten. Jedoch rechnen auch 12 Prozent mit einer Verschlechterung. Eine Verbesserung der Situation erwarten hingegen 33 Prozent der Befragten. Dies deutet auf eine gewisse Unsicherheit bei den Unternehmen hin. Viele fürchten, dass steigende Infektionszahlen im Herbst und Winter und daraus resultierende restriktivere Corona-Maßnahmen die aktuelle Erholung negativ beeinflussen. Zudem werden der anhaltende Fachkräftemangel, die hohen Energie- und Rohstoffpreise sowie die wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen als Risiken für die wirtschaftliche Entwicklung gesehen. Die Stimmung der Unternehmen hellt sich allmählich auf, doch angesichts der zahlreichen Unsicherheiten scheint die Erholung noch auf wackeligen Beinen zu stehen.
Ausführliche Informationen und interaktive Grafiken zur Konjunkturumfrage Herbst 2021 finden Sie rechts unter "Weiterführende Links".