Wirtschaft in Südostoberbayern auf Erholungskurs

Vom Lockdown betroffene Branchen warten weiter auf Besserung / Wagner: Aufbruch wagen

Die Unternehmen sind mit ihrer aktuellen Geschäftslage sichtbar zufriedener als noch zu Jahresbeginn. 41 Prozent bezeichnen ihre Geschäftslage als gut, 24 Prozent sind unzufrieden. Die hohen Anteile von guten und schlechten Voten spiegeln eine zweigeteilte Wirtschaft wider. Die Spaltung dürfte – wie in Bayern insgesamt – maßgeblich auf die staatlichen Maßnahmen zur Eindämmung des Coronavirus zurückzuführen sein. So geht die Erholung an Branchen, die von den Corona-Beschränkungen betroffen sind, bislang weitgehend vorbei. Dazu zählen etwa der stationäre Einzelhandel, die Tourismusbranche, die Kultur- und Kreativ-wirtschaft, das Veranstaltungsgewerbe oder die personenbezogenen Dienstleistungen. In der exportstarken Industrie und in Unternehmen, die eng mit der Industrie verbunden sind oder deren Geschäfte ohne persönlichen Kundenkontakt auskommen, hat sich die Lage dagegen spürbar verbessert.

Auf die kommenden Monate blicken die Unternehmen etwas optimistischer als noch zu Jahresbeginn: 20 Prozent rechnen mit einer Belebung des Geschäfts, ebenso viele jedoch mit einer Eintrübung. Zu Jahresbeginn lag das Verhältnis bei 17 zu 28. Die Unternehmen nennen jedoch eine Reihe von Risiken, die die weitere Erholung gefährden könnten. Neben der Corona-Pandemie wird zunehmend auf steigende Energie- und Rohstoffpreise, hierin sehen 55 Prozent ein Risiko, sowie auf Lieferschwierigkeiten verwiesen. Des Weiteren beeinträchtigen der Mangel sowie der Wettbewerb um Fachkräfte bereits wieder stärker die Geschäftstätigkeit: Fast jedes zweite Unternehmen in der Region sieht im Fachkräftemangel ein Hemmnis für die Geschäftsentwicklung.


Für den Arbeitsmarkt zeichnet sich insgesamt eine Stabilisierung ab: 15 Prozent möchten Personal einstellen, Stellen streichen wollen 17 Prozent. Das gestiegene Vertrauen in die Erholung zeigt sich auch in den Investitionsplänen der Unternehmen: 26 Prozent möchten ihre Investitionen ausweiten. Dies ist ein ähnlich hoher Wert wie vor der Pandemie.

Irene Wagner: „Der Trend geht in die richtige Richtung“

„Der Weg der Erholung führt uns in die richtige Richtung. Aber es braucht noch mehr Anstrengungen beim Impfen und Testen für ein sicheres und zuverlässiges Durchstarten in vielen Branchen. Noch immer müssen viele Betriebe geschlossen bleiben und können keine oder nur sehr geringe Umsätze erwirtschaften. Der Kampf um die wirtschaftliche Existenz gehört in einigen Bereichen noch immer zum Alltag der Unternehmerinnen und Unternehmer“, erklärt Irene Wagner, Vorsitzende des IHK-Regionalforums Südostoberbayern. Mit Blick auf die in der Umfrage genannten Risiken für Unternehmen fordert Wagner niedrigere Strompreise, um negative Auswirkungen der aktuellen Pläne für steigende CO2-Preise abzufangen. „Außerdem brauchen wir für einen neuen Aufbruch der Wirtschaft wettbewerbsfähige Unternehmenssteuern, Investitionen in Digitalisierung, Bildung und Infrastruktur. Nur so ermöglichen wir unternehmerischen Mut sowie Eigenverantwortung und fördern damit neue, zukunftsfähige und innovative Geschäftsideen.“

Die IHK hatte für ihren Konjunkturbericht zahlreiche Unternehmen in den Landkreisen Altötting, Berchtesgadener Land, Mühldorf am Inn, Traunstein sowie Stadt und Landkreis Rosenheim befragt. Dreimal im Jahr wird der IHK-Konjunkturbericht veröffentlicht.