Lockdown dämpft Stimmung

Krämmel: „Schnelle Impf- und Teststrategie für Rückkehr zur Normalität erforderlich“

Zu ihrer Geschäftslage befragt bezeichnete über ein Drittel der Unternehmen (37 Prozent) diese als gut. 32 Prozent der Unternehmen bewertete sie als schlecht. Im bayerischen Vergleich sank damit die Bewertung der Geschäftslage überdurch­schnitt­lich stark. Ursache hierfür dürfte die hohe Bedeutung des Tourismus im Oberland sein, der durch die Coronapandemie praktisch zum Erliegen gekommen ist. Gleichzeitig bewerteten die Unternehmen ihre Geschäftslage aber deutlich besser als noch während des ersten Lockdowns im Frühjahr 2020. Das hängt vermutlich damit zusammen, dass das verarbeitende Gewerbe seine wirtschaftlichen Aktivitäten in den letzten Wochen und Monaten weitestgehend aufrechterhalten konnten.

Mit Blick auf die kommenden Monate verunsichert die Corona-Pandemie aber weiterhin große Teile der Unternehmerschaft. Die Geschäftserwartungen verharren auf niedrigem Niveau. Ihre schnelle Belebung scheint nicht in Sicht. Nur noch jedes fünfte Unternehmen (22 Prozent) rechnet mit mehr Geschäft, 28 Prozent gehen von einer Eintrübung aus.

Die Verunsicherung führt außerdem dazu, dass sich die Unternehmen bei ihren Investitionsplänen zurückhalten. Nur 15 Prozent möchten mehr investieren. Weitere 15 Prozent wollen ihre Investitionen hingegen zurückfahren und jedes vierte Unternehmen will vollständig darauf verzichten. Auch die Aussichten auf dem Arbeitsmarkt bleiben getrübt. Jedes fünfte Unternehmen will Stellen abbauen, nur rund jedes zehnte neue schaffen.

„Sinken die Infektionszahlen weiter beziehungsweise verweilen sie stabil auf niedrigem Niveau, wird sich die Wirtschaft schrittweise wieder erholen können“, ist Reinhold Krämmel, Sprecher des IHK-Forums Region Oberland, überzeugt. „Um diesen Prozess zu unterstützen, brauchen wir jetzt unbedingt eine durchschlagende Impf- und Testkampagne. Nur so können wir eine branchenübergreifende Normalisierung in der Wirtschaft anstreben.“ „Unabhängig davon wird die Corona-Pandemie noch lange unser Wirtschaftsleben bestimmen. Aktuell wirken sich vor allem die neuen, strengen Kontrollen an den Grenzen zu Tschechien und Tirol nachteilig auf die Wirtschafts­tätigkeit vor allem in der Industrie aus. Laut einer Umfrage der bayerischen IHKs treffen die Einreisebeschränkungen vor allem den Waren- und Güterverkehr empfindlich“, so Krämmel weiter.

Der Forum-Sprecher fordert von der Politik außerdem mehr Rückendeckung und neue Impulse für den Weg aus der Krise. „An erster Stelle brauchen die Betriebe Entlastung. Die Politik darf in dieser schweren Zeit die überbordende Bürokratie nicht noch durch weitere Vorschriften, Gesetze oder Richtlinien aufblähen. Allein die Bekämpfung der Pandemie und der anhaltende Lockdown haben bereits stapelweise neue Vorgaben und Verordnungen für Unternehmen nach sich gezogen, die oftmals in unvorstellbar kurzer Zeit umzusetzen waren. Die Unternehmen sind am Limit! Außerdem muss der Staat bestmöglich unterstützen, wenn es darum geht, unseren Wirtschaftsstandort insgesamt fitter für die Zukunft aufzustellen. Das bedeutet, er muss zum einen massiv in Digitalisierung und ‎Infrastruktur investieren und zum anderen endlich Strompreise sowie die Unternehmenssteuern auf ein international wettbewerbsfähiges Niveau absenken.“

Die Befragung der IHK für München und Oberbayern für ihren Konjunkturbericht erfolgte vom 12. bis 22. Januar 2021. Beteiligt haben sich Unternehmen aus den Landkreisen Bad Tölz-Wolfratshausen, Garmisch-Partenkirchen, Miesbach und Weilheim-Schongau.