Vorsichtiger Optimismus
Aktuelle Wirtschaftslage
Die aktuelle Geschäftslagebeurteilung der Unternehmen im IHK-Bezirk Oberpfalz - Kelheim stagniert seit Herbst 2024: 33 Prozent mit „guter“ Geschäftslage stehen 22 Prozent mit schlechten Lagebewertungen gegenüber. Dabei halten die Dienstleister und Tiefbauunternehmen die Lagekurve über der Nulllinie. Fehlende Wachstumsimpulse in den Wintermonaten melden die heimische Industrie und der stationäre Handel. Saisonale Effekte und die gedämpfte Verbraucherstimmung zeigen Auswirkungen auf einige Tourismusbetriebe, die positiven und negativen Lagebeurteilungen sind in dieser Branche gleichauf.
Die gestiegenen Arbeits- und Lohnnebenkosten setzen die Unternehmen bei gleichzeitigem Auftragsrückgang unter Wettbewerbs- und Kostendruck. Die Liquiditätsangaben sind aktuell kein Anlass zur Sorge, auch wenn Eigenkapitalrückgänge, Kurzarbeiterzahlen und Insolvenzmeldungen zunehmen. Verstärkt werden die negativen Einflüsse nach Angaben der Unternehmen von der zunehmenden Bürokratiebelastung.
Außenwirtschaft
Es zeigen sich für die heimischen Betriebe erste Anzeichen einer leichten Beruhigung auf den internationalen Märkten, trotzdem besteht große Unsicherheit aufgrund der drohenden Sonderzölle im USA-Geschäft. Die Tendenz der weltweiten Abschirmung der Märkte durch einen verstärkten Aufbau von Zollschranken beunruhigt die Exportregion. Eine Mehrheit der Exporteure von Vorleistungsgütern geht dennoch in den nächsten Monaten von einem Anstieg der Aufträge aus Nord- und Mittelamerika aus. Begleitet werden diese Tendenzen von einem Ausbau der ausländischen Kapazitäten in der Industrie. Vier von zehn Industrieunternehmen wollen im Ausland investieren, die Hälfte davon sogar ihren Finanzeinsatz noch steigern. Neben Nachbestellungen nennen hier 36 Prozent Kapazitätserweiterungen in anderen Ländern als Ziel.
Beschäftigungsentwicklung
Angesichts der wirtschaftlichen Lage hat der Risikofaktor Fachkräftemangel weiter an Bedeutung verloren, kritisch sehen dieses Thema noch 41 Prozent und damit fast Zweidrittel weniger als noch vor zwei Jahren. Eine Ausnahme bildet die Tourismusbranche, hier melden 58 Prozent der Betriebe, dass fehlendes Personal das Geschäft hemmt. Keine Entwarnung gibt es bezüglich der Beschäftigungsabsichten der übrigen Branchen. Ein Viertel aller Befragten erwartet eine abnehmende Mitarbeiterzahl in diesem Jahr. Insbesondere in Industrie und Handel sollen die Mitarbeiterzahlen sinken.
Aussichten
Der Anteil der Unternehmen mit optimistischen Prognosen stieg seit Herbst von 10 auf 20 Prozent. Dabei spielt auch ein psychologischer Impuls mit. Die Betriebe setzen auf ein Ende der Unsicherheit nach den politischen Veränderungen in den USA und der Bildung einer neuen Bundesregierung, um unternehmerische Entscheidungen treffen zu können.
An heimischen Standorten wollen 23 Prozent der Betriebe ihre Investitionen in den nächsten Monaten erhöhen, im Fokus stehen dabei bei 64 Prozent anstehende Ersatzbeschaffungen. Die Zeichen stehen prioritär auf Erhalt, weniger auf Expansion oder Umweltschutz.
Mit Blick auf die Bundestagswahl und geopolitische Entwicklungen wünschen sich die Unternehmen stabile politische Rahmenbedingungen, die die richtigen Weichen für die Zukunft und auf Wachstum stellen. Die bestehenden Wirtschaftsrisiken werden mit Ausnahme der noch höher eingestuften Energie- und Rohstoffpreise zum Jahresstart ähnlich hoch bewertet wie im Herbst. Neben konjunkturellen Herausforderungen bleiben weitere geschäftliche Aufgaben, z.B. die Abwehr von Cyberkriminalität.
Damit dieses zarte Pflänzchen bei den Geschäftserwartungen weiterwächst und Realität wird, braucht es eine politische Wende bei Energiepreisen, Bürokratiebelastung, der Digitalisierung der Verwaltung, Investitionen in die Infrastruktur und Steuerreformen.