Regionale Konjunktur: Lage wird ernster

Aktuelle Wirtschaftslage

Die vorsichtig optimistischen Erwartungen der regionalen Wirtschaft aus dem Frühjahr wurden nicht erfüllt. Das Stimmungsbild in den Unternehmen verschlechterte sich deutlich – das zeigt die IHK-Konjunkturumfrage im Herbst. Nur 32 Prozent der Betriebe melden eine „gute“ Geschäftslage, damit sank der Anteil auf einen Tiefstwert seit Jahresbeginn 2023.

Das bisherige Zugpferd, die Dienstleistungsbranche, zeigt sich zurückhaltender, in Industrie und Tourismus überwiegen die negativen Lagebeurteilungen. Anders als bei den „Schockereignissen“ Finanzkrise, Pandemie und Energiekrise festigen sich in den konjunkturellen Bewertungen nun eine Strukturkrise in den Branchen und die anhaltend politische Unsicherheit. Positive Signale sendet der Handel, der trotz Umsatzrückgängen die Geschäftslage überwiegend positiv bewertet. Auch die Baubranche trotzt – getragen vom Tiefbau - in der Gesamtbewertung den widrigen Umständen. Die Kaufkrafteffekte durch die Lohnsteigerungen und den Rückgang der Inflation sind noch nicht auf dem Konsummarkt und in den Verkaufs- und Auftragszahlen angekommen.

Außenwirtschaft

Die Exportunternehmen berichten über einen zunehmenden Konkurrenzdruck auch aus dem Euro-Raum. Wachstumsimpulse aus dem Ausland konnte ein Fünftel verzeichnen. Insgesamt setzt sich der rückläufige Trend des ausländischen Auftragsvolumens fort. Zahlreiche Industrieunternehmen fokussieren aufgrund der deutschen Konjunkturschwäche noch stärker das Exportgeschäft, indem sie vermehrt Messen besuchen und Kundenakquise betreiben. Geplante Auslandsinvestitionen fließen bei 50 Prozent der Befragten in Kapazitätserweiterungen. Insgesamt nehmen die Exporterwartungen ab, dabei prognostizieren die Unternehmen vor allem einen Einbruch bei Investitionsgüter-Bestellungen. Durch die Unsicherheit im Vorfeld der US-Wahl sinken die Hoffnungen auf das Auftragsvolumen aus Nordamerika deutlich. Ebenso werden Rückgänge bei Geschäften mit chinesischen Kunden erwartet.

Beschäftigungsentwicklung

Trotz der Robustheit des regionalen Arbeitsmarktes kommt die konjunkturelle Schwäche langsam in den Beschäftigungsentwicklungen an. Die Anzahl der Antworten beim Risikofaktor „Fachkräftemangel“ sanken seit Herbst 2021 um 17 Prozentpunkte. In jedem vierten Unternehmen soll die Mitarbeiterzahl am Standort in den nächsten zwölf Monaten abnehmen. Befragt nach den Hintergründen gibt davon ein Drittel den Arbeitskräftemangel als Ursache an, zwei Drittel planen gezielt einen Personalabbau.

Aussichten

Der Einstieg in die Zinssenkung lässt bei vielen Bau- und baunahen Betrieben die Hoffnung auf das Ende der Rezession steigen. Ob diese nun die Dienstleistungen als Konjunkturtreiber ablösen können, wird sich erst zum Saisonstart im Frühjahr zeigen. Aktuell verläuft die Erwartungskurve im Bau noch nach unten. Gleichzeitig gingen über alle Branchen die Angaben zu den Investitionsplänen weiter zurück. Mit Blick auf die Amortisierungsdauer und fehlende politische Sicherheiten melden 40 Prozent der Industrieunternehmen einen Investitionsstopp. Der Fokus am Standort liegt auf Rationalisierung und Produktinnovationen. Damit verliert der Produktionsstandort an Substanz.

Bei den Risikofaktoren für die nächsten Monate zeigt sich gegenüber der Vorumfragen eine deutliche Verschiebung. Inlands- und Auslandsnachfrage rücken mehr in den Fokus, während der Fachkräftemangel gegenüber der Vorjahresumfrage zehn Prozentpunkte bei den Nennungen verliert. Die Energiepreise bleiben trotz sinkender Kurve über Vorkrisenniveau, die aktuellen Entwicklungen im Nahen Osten könnten diesen Abwärtstrend jedoch stoppen.

Fehlende Veränderungsimpulse aus der Politik und die wirtschaftliche Gemengelage mit zahlreichen Risiken lassen eine weitere Stagnation der heimischen Wirtschaft erwarten. Jedes fünfte Unternehmen geht von einer Verschlechterung der Geschäftslage in den nächsten Monaten aus. Hier spielen teilweise auch saisonale Effekt mit hinein. Die von der Industrie prognostizierte Verlagerung von Produktionskapazitäten ins Ausland träfe auch abhängige Branchen in der Wertschöpfungskette am heimischen Standort.