Ukraine-Krieg bremst wirtschaftliche Erholung

Preissteigerungen und Lieferschwierigkeiten stellten die mainfränkische Wirtschaft bereits vor dem russischen Angriff auf die Ukraine vor große Herausforderungen. Trotz allem bestand Hoffnung, dass mit dem Auslaufen der pandemiebedingten Beschränkungen konjunkturelle Auftriebskräfte einhergehen. Mit Ausbruch des Krieges haben sich die Rahmenbedingungen jedoch schlagartig geändert: Energie- und Rohstoffpreise explodieren, Materialengpässe verschärfen sich weiter, zudem schwebt ein vollständiges Energieembargo oder ein Gaslieferstopp Russlands wie ein Damoklesschwert über den Unternehmen. Darüber hinaus belasten Corona-bedingte Schließungen von Containerhäfen in China die ohnehin gestörten internationalen Lieferketten. Die mainfränkische Wirtschaft gerät zunehmend in schwieriges Fahrwasser, schlägt sich aktuell aber noch recht wacker. Der IHK-Konjunkturklimaindex, der die Beurteilung der aktuellen und zukünftigen Geschäftslage in einem Wert zusammenfasst, rutscht im Vergleich zur Vorbefragung um 13 Punkte ab, bleibt mit 108 Punkten aber noch im positiven Bereich.

Ein Blick ins Detail: Die Geschäftslage beurteilen 39 Prozent der Unternehmen als gut, 13 Prozent äußern sich negativ. Per Saldo erreichen die Lagebeurteilungen mit 26 Punkten ein ähnliches Niveau wie zu Jahresbeginn (Saldo: 31). Branchenspezifisch zeigen sich deutliche Unterschiede: Während sich die Geschäfte im Handel verbessern und im Dienstleistungsgewerbe stabil entwickeln, kämpfen Industrie und Bauwirtschaft schon heute mit fehlenden Materialien und Kostenexplosionen. So klagen sieben von zehn Industrie- und Baubetrieben erheblich über fehlende Materialien und Rohstoffe, über alle Branchen hinweg ist es etwa die Hälfte. Darüber hinaus berichten drei Viertel der Industrie- und neun von zehn Baubetrieben, dass sie in erheblichem Maße von Preissteigerungen bei Rohstoffen und Waren betroffen sind (Gesamtwirtschaft: 53 Prozent).

Der Ausblick auf die Geschäftsentwicklung der kommenden Monate steht unter ungünstigen Vorzeichen. Die Verunsicherung über den Fortgang des Krieges ist hoch, zudem belasten hohe Inflationsraten Unternehmen und Verbraucher, sodass die Kosten weiter steigen und die Kaufkraft sinkt. Darüber hinaus bleibt Corona nach wie vor ein Risikofaktor. Für die kommenden Monate rechnen 23 Prozent der Unternehmen mit besseren Geschäften, ihnen gegenüber stehen 31 Prozent, die eine Verschlechterung erwarten. Der Saldo rutscht von elf Zählern zu Jahresbeginn auf minus acht Punkte ab. Dabei setzen die Unternehmen auf eine stabile Inlandsnachfrage, im Auslandsgeschäft wird mit Einschnitten gerechnet. Trotz der unsicheren Rahmenbedingungen planen die Unternehmen, ihre Investitionsausgaben (Saldo: 3, Jahresbeginn: 16) sowie ihren Personalbestand (Saldo: 2, Jahresbeginn: 9) konstant zu halten. Dennoch bleibt der Fachkräftemangel ein großes Konjunkturrisiko (59 Prozent), rückt aber aufgrund der hohen Energie- und Rohstoffpreise (77 Prozent) etwas in den Hintergrund.

Die vollständigen Ergebnisse der IHK-Konjunkturanalyse für Mainfranken aus dem Frühjahr 2022 finden Sie unter www.wuerzburg.ihk.de/konjunktur