Konjunkturbericht Jahresbeginn 2024
„Die Unternehmen sind mit vielschichtigen Problemen konfrontiert und anstelle von dringend nötiger Aufbruchstimmung breiten sich in der Wirtschaft durch den Reformstau zunehmend Verunsicherung und Frustration aus. Die Problemfelder sind den Entscheidungsträgern bekannt. Dennoch passiert bislang bei der Beschleunigung von Genehmigungsverfahren, dem Bürokratieabbau, der Ausweitung des Energieangebots, der Verbesserung der Infrastruktur und der Reduzierung der Steuerlast einfach zu wenig, um wieder Wachstumsimpulse setzen zu können“, analysiert Dr. Andreas Freundt, Hauptgeschäftsführer der IHK Aschaffenburg.
Im Baugewerbe sorgt der Einbruch im Wohnungsbau für schlechte Stimmung, die Industrie ist mit einer schwächelnden Auftragslage konfrontiert, die Händler sorgen sich um die Konsumlaune und das Gastgewerbe muss sich mit der Erhöhung der während Corona gesenkten Umsatzsteuer auseinandersetzen. Einzig der Dienstleistungssektor bildet im schwierigen konjunkturellen Umfeld bislang im Branchenvergleich den Stabilitätsanker. Das Auftragsvolumen geht branchenübergreifend zurück und jeder fünfte Umfrageteilnehmer gibt an, dass er derzeit nicht ausreichend ausgelastet ist.
Der Wirtschaftsstandort verliert an Attraktivität. Bei den Risikofaktoren werden am häufigsten von 64 Prozent der Unternehmen die Energie- und Rohstoffpreise genannt. Immer stärker ins Gewicht fällt aber die Unzufriedenheit mit den wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen. Hier gab es gegenüber den letzten Umfragen erneut den größten Zuwachs. Inzwischen sehen darin 60 Prozent der regionalen Unternehmen ein Geschäftsrisiko, zum Vorjahreszeitpunkt lag der Umfragewert noch bei 42 Prozent.
„Die Wirtschaftspolitik setzt aus Sicht der Unternehmen die falschen Leitplanken. In der Folge geht auch die ohnehin schon niedrige Investitionsbereitschaft in der aktuellen Umfrage weiter spürbar bergab. Wenn die Betriebe das Vertrauen in den Standort weiter verlieren und weniger investieren, verfestigt sich damit die Wachstumsschwäche, die Deutschland bei den Wachstumsprognosen bereits zum Schlusslicht innerhalb der EU gemacht hat“, so IHK-Konjunkturexperte Andreas Elsner. Bei der aktuellen Lage kommt als Besonderheit gegenüber den Vorjahren hinzu, dass viele Risikofaktoren zusammenwirken. Jeweils knapp über die Hälfte der Umfrageteilnehmer nennt auch die Inlandsnachfrage, den Fachkräftemangel und die Arbeitskosten als Geschäftsrisiko.
Der Anteil der Betriebe, die mit höheren Verkaufspreisen kalkulieren, hat gegenüber der letzten Umfrage wieder etwas zugenommen. Derzeit plant die Hälfte der Betriebe mit einer Anhebung der Verkaufspreise, 8 Prozent wollen hingegen Preissenkungen umsetzen. Die Personalpläne bleiben wie auch schon im Herbst in Summe leicht im negativen Bereich. 12 Prozent wollen die Beschäftigtenzahlen steigern, hingegen planen 17 Prozent mit Senkungen.
Der Ausblick trübt sich erneut ein, 12 Prozent der Unternehmen erwarten eine Verbesserung der Geschäftslage, 50 Prozent keine Veränderung und 38 Prozent eine weitere Verschlechterung. Der Konjunkturklimaindikator, welcher sich aus der Beurteilung der aktuellen Geschäftslage und der künftigen Geschäftserwartung zusammensetzt, fällt von zuletzt 95,8 Punkten auf aktuell 89,6 Punkte. An der Umfrage haben sich 267 Unternehmen unterschiedlichster Wirtschaftszweige und Größenordnungen aus der Region Bayerischer Untermain beteiligt.