IHK Aschaffenburg - Konjunkturumfrage Jahresbeginn 2022
Jede neue Corona-Welle löst auch weitere konjunkturelle Wellenbewegungen in der Wirtschaft am Bayerischen Untermain aus. „Die über die Wintermonate wieder sprunghaft angestiegenen Corona-Inzidenzen unterbrechen den vorherigen Erholungsprozess erneut und schicken das regionale Konjunkturklima wieder auf Talfahrt. Mit Blick auf die gesamte Wirtschaftsregion fällt der Rückgang dies-mal aber nicht mehr so dramatisch aus, wie in vorherigen Corona-Hochphasen,“ so Dr. Andreas Freundt, Hauptgeschäftsführer der IHK Aschaffenburg, anlässlich der Veröffentlichung der aktuellen Konjunkturumfrage. In den Branchen ergibt sich dabei ein differenziertes Lagebild.
Die aktuelle Geschäftslage wird von 42 Prozent der regionalen Unternehmen mit gut bewertet, 36 Prozent benoten die Lage mit befriedigend und 22 Prozent sehen sich mit einer schlechten Geschäftslage konfrontiert. Den stärksten Einbruch gab es im Tourismussektor, welcher von den wirtschaftlichen Auswirkungen der Pandemie besonders betroffen ist. Die Händler vermelden ebenfalls einen Rückgang, der aber längst nicht so stark wie bei vorherigen Pandemie-Phasen ausfällt.
Trotz eines guten Auftragseingangs geht es auch in der Industrie bergab. Dabei trüben sprunghaft gestiegene Energie- und Rohstoffkosten, der Fachkräftemangel und weiterhin stockende Lieferketten das Bild. Dem Abwärtstrend widersetzen sich das Baugewerbe und der Dienstleistungssektor, hier wird die aktuelle Geschäftslage gegenüber dem Herbst sogar etwas besser bewertet.
Beim Blick auf die Geschäftsrisiken erreichen die Energie- und Rohstoffpreise nicht mehr nur in der Industrie, sondern auch branchenübergreifend einen Rekordwert und werden ebenso gravierend eingestuft wie der Fachkräftemangel. Eine Mehrheit der Unternehmen ist auch weiterhin von Material- und Rohstoffknappheit sowie stockenden Lieferketten betroffen. Demnach hat sich die Situation noch längst nicht entschärft. Im Gegenteil, gerade einmal 14 Prozent der regionalen Unternehmen erwar-ten, dass sich die Versorgung in den nächsten sechs Monaten verbessert.
Die gestiegenen Energie- und Rohstoffkosten und die anhaltenden Lieferengpässe treiben die Inflation weiter an. 71 Prozent der Unternehmen werden in den nächsten Monaten die Verkaufspreise anheben müssen. Trotz der schlechteren Geschäftslage bleibt die Investitionsbereitschaft stabil. Neben den typischen Ersatzbeschaffungen zählen Umweltschutzmaßnahmen zu den bedeutendsten Motiven für In-vestitionen. „Der Klimawandel spielt somit eine gewichtige Rolle bei Investitionsentscheidungen. Angesichts von sprunghaft gestiegenen Energie- und Materialkosten wird auch versucht, Ressourcen möglichst effizient einzusetzen,“ so IHK-Konjunkturexperte Andreas Elsner.
Die Beschäftigungspläne bleiben in Summe weiterhin positiv. 17 Prozent planen mit Stellenzuwächsen, wohingegen 10 Prozent Stellen streichen müssen. Die Übrigen rechnen mit konstanten Beschäftigtenzahlen. Im Branchenvergleich bleibt die Einstellungsbereitschaft in der Industrie am größten, dicht gefolgt vom Dienstleistungssektor.
Die Unternehmen hoffen auf ein baldiges Ende der Pandemie und wollen sich dafür auch personell gut aufgestellt sehen. Allerdings ist die Wirtschaft mit zahlreichen Risikofaktoren konfrontiert und die be-reits mehrfach zu Ende geglaubte Pandemie hat viele Optimisten wiederholt eines Besseren belehrt. In der Folge bleiben die Betriebe beim Ausblick auf die kommenden Monate zurückhaltend und fahren auf Sicht: 24 Prozent erwarten eine Verbesserung der Geschäftslage, 57 Prozent keine Veränderung und 19 Prozent eine Verschlechterung.
Der Konjunkturklimaindikator, der sich aus der Beurteilung der aktuellen Geschäftslage und der künf-tigen Geschäftserwartung zusammensetzt, fällt von zuletzt 127,5 Punkten auf aktuell 112,3 Punkte. An der Umfrage haben sich 280 Unternehmen unterschiedlichster Wirtschaftszweige und Größenordnun-gen aus der Region Bayerischer Untermain beteiligt.