Konjunkturbericht Herbst 2023
Das schlechte konjunkturelle Umfeld macht auch vor der Wirtschaft am Bayerischen Untermain nicht halt. Nachdem die laufenden Geschäfte im Frühjahr stagniert sind, haben sich die Hoffnungen auf einen Aufschwung zwischenzeitlich nicht erfüllt. Die Konjunktur trübt sich zum Herbst spürbar ein und der Ausblick ist von Unsicherheit geprägt.
In der Konjunkturumfrage der IHK Aschaffenburg bewerten aktuell 36 Prozent der regionalen Unternehmen die aktuelle Geschäftslage mit gut, 43 Prozent mit befriedigend und 21 Prozent mit schlecht.
„Die Unternehmen sind mit multiplen Krisen konfrontiert und der politische Dauerstreit auf vielen Ebenen sorgt für zusätzliche Verunsicherung und Frustration. Um das Ruder zu wenden, benötigen die Betriebe endlich mutige Reformen, um die Attraktivität unseres Wirtschaftsstandorts wieder zu verbessern. Dazu gehört eine bezahlbare Energieversorgung,
Investitions- sowie Innovationsanreize und wirksame Maßnahmen zum Bürokratieabbau, die nicht nur versprochen, sondern auch umgesetzt werden. Außerdem müssen Genehmigungsverfahren spürbar beschleunigt und die Infrastruktur verbessert werden“, fordert Dr. Andreas Freundt, Hauptgeschäftsführer der IHK Aschaffenburg.
Die schwache Nachfrage zeigt sich per Saldo gleichermaßen im In- und Auslandsgeschäft, rund 40 Prozent der Befragten berichten dabei jeweils von einem Rückgang des Auftragsvolumens. In der Industrie verschlechtert sich die Stimmung gegenüber dem Frühjahr massiv. Die schwache Auftragslage macht sich zunehmend in den Finanzen bemerkbar, jeder fünfte Industriebetrieb bewertet die eigene Liquidität inzwischen mit schlecht. Im Baugewerbe ist weiterhin der Wohnungsbau am Boden. An Wachstumsimpulsen mangelt es, einzig das Ausbaugewerbe bleibt vergleichsweise stabil.
Die Geschäfte der Einzel- und Großhändler trüben sich ebenfalls ein. Ein Lichtblick ist, dass
zumindest die Preisdynamik gegenüber den Vormonaten etwas nachlässt. Im Dienstleistungssektor ist der Rückgang des Geschäftsklimas nicht so stark, es werden für die nächsten Monate sogar weiterhin expansive Personalpläne verfolgt. Einzig der Tourismussektor kann dem generellen Abwärtstrend bei den laufenden Geschäften widerstehen und bewertet diese besser als zuletzt. Der Ausblick bereitet aber ebenfalls Sorgen, 16 Prozent der Touristiker beurteilen den eigenen Liquiditätsstatus mit existenzbedrohend.
Mit Blick auf die Geschäftsrisiken sind die Energie- und Rohstoffkosten weiterhin der größte Risikofaktor, dicht gefolgt vom Fachkräftemangel und der Sorge um die schwächelnde Inlandsnachfrage. Gegenüber dem Frühjahr gab es allerdings den prozentual größten Anstieg bei Unternehmen, die in den wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen ein Geschäftsrisiko sehen. „Inzwischen ist die Hälfte der Unternehmen der Ansicht, dass die Politik die
Leitplanken falsch setzt und dies zum Risiko für das eigene Unternehmen wird. Die Unternehmen scheuen daher zunehmend langfristige Investitionen, wodurch die Wettbewerbsfähigkeit im internationalen Vergleich weiter leidet“, so IHK-Konjunkturexperte Andreas Elsner.
Der Ausblick trübt sich kräftig ein, die Betriebe erwarten in Summe eine sinkende Kapazitätsauslastung und rechnen insgesamt mit einer schlechteren Geschäftslage. Im Detail erwarten 15 Prozent eine Verbesserung der Geschäftslage, 50 Prozent keine Veränderung und 35 Prozent eine Verschlechterung. Dies macht sich auch bei den Personalplänen bemerkbar, nachdem diese zuletzt per Saldo noch leicht expansiv ausgerichtet waren, werden sie nun restriktiver. 12 Prozent der Befragten planen demnach mit steigenden Geschäftigtenzahlen, bei 17 Prozent der Unternehmen ist das Gegenteilige der Fall.
Der Konjunkturklimaindikator, welcher sich aus der Beurteilung der aktuellen Geschäftslage und der künftigen Geschäftserwartung zusammensetzt, fällt von zuletzt 110,3 Punkten auf aktuell 95,8 Punkte. An der Umfrage haben sich 308 Unternehmen unterschiedlichster Wirtschaftszweige und Größenordnungen aus der Region Bayerischer Untermain beteiligt.